„Die beste Così-Produktion, die ich je gemacht habe“, schwärmt Omer Meir Wellber. Ein Interview über Liebe, Improvisation und Virtuosität.
Zum Interview
© ×
Così fan tutte
„Herbert Fritsch lässt in diesem Vexierbild der Leidenschaften und Gefühle die tragische Komik des menschlichen Strebens in allen Farben schillern.“ DER SPIEGEL
Komposition: Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto: Lorenzo Da Ponte
- 1790 26. Januar, Uraufführung am Burgtheater am Michaelerplatz in Wien
- 2018 8. September, Premiere dieser Inszenierung an der Hamburgischen Staatsoper
- 2025 „Mozart: Mit Hammer und Meißel an die Büste“ · Intervention: 30. Oktober, in der Vorstellungspause · Foyer 2. Rang
Besetzung
-
Musikalische LeitungKeren Kagarlitsky
- 19.10.25 /
- 22.10.25
Omer Meir Wellber- 30.10.25
-
Inszenierung
-
Kostüme
-
Licht
-
Chor
-
Dramaturgie
-
Fiordiligi
-
Dorabella
-
Guglielmo
-
Ferrando
-
Despina
-
Don Alfonso
-
Das Stück
- Spielstätte Staatsoper, Großes Haus
- Dauer 195 Min
- Pause Eine Pause von ca. 25 Minuten nach dem ersten Akt (nach ca. 90 Minuten)
- Altersempfehlung Ab 13 Jahren / Klasse 8
- Sprache In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Uraufgeführt wurde das Dramma giocoso am 26. Januar 1790 im Burgtheater am Michaelerplatz in Wien. Die Hamburger Inszenierung feierte am 8. September 2018 Premiere.

Mit FRAMING the REPERTOIRE beleuchten wir vergangene Inszenierungen als eigenständige Kunstform.
-
GUIDANCE: Diskutieren Sie mit jungen Expert:innen über Werk, Inszenierung und Relevanz – vor, während und nach jeder Vorstellung in den Foyers
-
„Mozart: Mit Hammer und Meißel an die Büste“ · Intervention: 30. Oktober, in der Vorstellungspause · Foyer 2. Rang
Die taz schrieb 2017, Herbert Fritsch habe „das Komische in seiner ursprünglichen Form auf die große Bühne zurückgebracht“. Der 1951 geborene Fritsch hatte 2007 nach vielen Jahren als Schauspieler die Volksbühne in Berlin verlassen und war 2011 im Alter von 60 Jahren mit Die (s)panische Fliege als Regisseur zu ihr zurückgekehrt. Mit seinem Regiedebüt erfand er eine Theatersprache, die seitdem für all seine Inszenierungen im Schauspiel sowie in der Oper stilprägend geworden ist. Seine Arbeiten feiern das Theater und das Spiel, sind bunt, grotesk, einfallsreich, bisweilen hemmungslos. Sie zelebrieren den Mut zum schrill Absurden, vermeintlich Sinnentleerten, denken und fühlen das Lachen des Publikum, das zu einem Grundbeat der Aufführungen wird, immer mit: Theater als Fest.
Fritschs szenische Umsetzung von Wolfgang Amadeus Mozarts Così fan tutte, die er 2018 für die Staatsoper Hamburg entwickelte, funktioniert nach ähnlichen Prinzipien. Auch hier nähert sich die Regie dem Werk nicht über einen scharfen interpretatorischen, hermeneutischen Zugriff, der das Werk auf einer zweiten Ebene umfassend ausdeutet. Stattdessen findet die Regie einen spielerischen Umgang mit dem Werk. Einem fröhlichen Vexierspiel gleich schlägt die szenische Interpretation zahlreiche Volten. Dem Publikum begegnen Figuren, die nicht psychologisch ausgedeutet sind, sondern comichaft überzeichnet. Sie bedienen sich stilisierter Bewegungsmuster, tragen extreme Perücken, starke Schminke, sind bunt und schrill, fast knallchargenhaft, der Zeit gleichsam enthoben. Alle sind verwandelt, verfremdet, greifen auf extreme Mimik und Gestik zurück. Über eine große Körperlichkeit und szenische Improvisation werden hohe Energie und starke theatrale Momente erzeugt.
Solchermaßen befreit Fritsch diese in den letzten Jahrhunderten vielfach ausgedeutete – beinahe überinterpretierte – Oper von zahllosen Interpretationsschichten und lässt sie zu sich selbst zurückfinden. Ein Befreiungsschlag, der sich nicht zu ernst nimmt und im Sinne einer vermeintlichen Sinnlosigkeit bzw. Sinnentleerung stattfindet, nicht im Rahmen der Implementierung einer neuen Sinnstruktur. Fritsch bietet im Rahmen seiner Darstellung von Così fan tutte dem Publikum die Chance, über eine vermeintliche Distanz zu den Figuren zu ihrem Kern vorzudringen, dem Künstler Wolfgang Amadeus Mozart, Schöpfer tieftrauriger und derber Kompositionen zugleich, ein stückweit näher zu kommen.