Produktionsfoto: Così fan tutte
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Hans Jörg Michel

Così fan tutte

Wolfgang Amadeus Mozart
Inszenierung von 2018
Sechs Menschen, alle nach Zweisamkeit suchend, irren durch diesen Abend. Mozarts vermeintlich heitere Treueprüfung zweier Paare spielt bei Regisseur Herbert Fritsch in einem komplexen, sich unaufhaltsam in Veränderung befindlichen Spiegelkabinett der Liebe, in dem nicht nur alle Formen der Begierde, sondern auch der (Un-)Treue und des Schmerzes zu entdecken sind.

„Herbert Fritsch lässt in diesem Vexierbild der Leidenschaften und Gefühle die tragische Komik des menschlichen Strebens in allen Farben schillern.“ DER SPIEGEL

Dramma Giocoso in zwei Akten
Komposition: Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto: Lorenzo Da Ponte
  • 1790 26. Januar, Uraufführung am Burgtheater am Michaelerplatz in Wien
  • 2018 8. September, Premiere dieser Inszenierung an der Hamburgischen Staatsoper
  • 2025 „Mozart: Mit Hammer und Meißel an die Büste“ · Intervention: 30. Oktober, in der Vorstellungspause · Foyer 2. Rang

Das Stück

  • Spielstätte Staatsoper, Großes Haus
  • Dauer 195 Min
  • Pause Eine Pause von ca. 25 Minuten nach dem ersten Akt (nach ca. 90 Minuten)
  • Altersempfehlung Ab 13 Jahren / Klasse 8
  • Sprache In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Sechs Menschen irren, alle nach Zweisamkeit suchend, durch diesen Abend. Was Mozart einst als vermeintlich heitere Treueprüfung zweier Paare in eine fein ausbalancierte Ensembleoper goss, versetzt Regisseur Herbert Fritsch in ein Bild der komplexen Verspiegelung: Jedes individuelle Begehren komplettiert sich erst in Relation zu den Wünschen der jeweils anderen. So entsteht ein Hin und Her, ein Vor und Zurück im mehrdimensionalen Liebespanoptikum. Die kleinste Veränderung in einem Menschen löst in allen eine unaufhaltsame Kettenreaktion aus. Nichts ist stabil. In diesem Spiegelkabinett der Liebe sind nicht nur alle Formen der Begierde zu entdecken, sondern auch der (Un-)Treue und des Schmerzes.

Uraufgeführt wurde das Dramma giocoso am 26. Januar 1790 im Burgtheater am Michaelerplatz in Wien. Die Hamburger Inszenierung feierte am 8. September 2018 Premiere.
Rahmenprogramm

Mit FRAMING the REPERTOIRE beleuchten wir vergangene Inszenierungen als eigenständige Kunstform.

  • GUIDANCE: Diskutieren Sie mit jungen Expert:innen über Werk, Inszenierung und Relevanz – vor, während und nach jeder Vorstellung in den Foyers

  • „Mozart: Mit Hammer und Meißel an die Büste“ · Intervention: 30. Oktober, in der Vorstellungspause · Foyer 2. Rang

Alles bedeutet Alles

„Die beste Così-Produktion, die ich je gemacht habe“, schwärmt Omer Meir Wellber. Ein Interview über Liebe, Improvisation und Virtuosität.

Zum Interview
Über die Inszenierung

von Dr. Laura Schmidt

Die taz schrieb 2017, Herbert Fritsch habe „das Komische in seiner ursprünglichen Form auf die große Bühne zurückgebracht“. Der 1951 geborene Fritsch hatte 2007 nach vielen Jahren als Schauspieler die Volksbühne in Berlin verlassen und war 2011 im Alter von 60 Jahren mit Die (s)panische Fliege als Regisseur zu ihr zurückgekehrt. Mit seinem Regiedebüt erfand  er eine Theatersprache, die seitdem für all seine Inszenierungen im Schauspiel sowie in der Oper stilprägend geworden ist. Seine Arbeiten feiern das Theater und das Spiel, sind bunt, grotesk, einfallsreich, bisweilen hemmungslos. Sie zelebrieren den Mut zum schrill Absurden, vermeintlich Sinnentleerten, denken und fühlen das Lachen des Publikum, das zu einem Grundbeat der Aufführungen wird, immer mit:  Theater als Fest.

Fritschs szenische Umsetzung von Wolfgang Amadeus Mozarts Così fan tutte, die er 2018 für die Staatsoper Hamburg entwickelte, funktioniert nach ähnlichen Prinzipien. Auch hier nähert sich die Regie dem Werk nicht über einen scharfen interpretatorischen, hermeneutischen Zugriff, der das Werk auf einer zweiten Ebene umfassend ausdeutet. Stattdessen findet die Regie einen spielerischen Umgang mit dem Werk. Einem fröhlichen Vexierspiel gleich schlägt die szenische Interpretation zahlreiche Volten. Dem Publikum begegnen Figuren, die nicht psychologisch ausgedeutet sind, sondern comichaft überzeichnet. Sie bedienen sich stilisierter Bewegungsmuster, tragen extreme Perücken, starke Schminke, sind bunt und schrill, fast knallchargenhaft, der Zeit gleichsam enthoben. Alle sind verwandelt, verfremdet, greifen auf extreme Mimik und Gestik zurück. Über eine große Körperlichkeit und szenische Improvisation werden hohe Energie und starke theatrale Momente erzeugt. 

Solchermaßen befreit Fritsch diese in den letzten Jahrhunderten vielfach ausgedeutete – beinahe überinterpretierte – Oper von zahllosen Interpretationsschichten und lässt sie zu sich selbst zurückfinden. Ein Befreiungsschlag, der sich nicht zu ernst nimmt und im Sinne einer vermeintlichen Sinnlosigkeit bzw. Sinnentleerung stattfindet, nicht  im Rahmen der Implementierung einer neuen Sinnstruktur. Fritsch bietet im Rahmen seiner Darstellung von Così fan tutte dem Publikum die Chance, über eine vermeintliche Distanz zu den Figuren zu ihrem Kern vorzudringen, dem Künstler Wolfgang Amadeus Mozart, Schöpfer tieftrauriger und derber Kompositionen zugleich, ein stückweit näher zu kommen.

Così fan tutte

Wolfgang Amadeus Mozart

  • Dauer 195 Min
  • Pause Eine Pause von ca. 25 Minuten nach dem ersten Akt (nach ca. 90 Minuten)
  • Altersempfehlung Ab 13 Jahren / Klasse 8
  • Sprache In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

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