Sie und wir und die kleinen Dinge

Review #6 – eine frohgemute Bestandsaufnahme zum Nikolaustag

FINDEN SIE AUCH LIEBER SCHOKOLADE ALS STEINE IN IHREN SCHUHEN? Mit Sicherheit! Aber im selben Atemzug wissen Sie wie wir natürlich, dass dies nun mal nicht tagtäglich möglich ist und auch die Steinchen zum Leben dazugehören. Oft sind es ja bereits solche klitzekleinen Dinge, die uns massiv stören. Aber was meinen Sie: Sehen wir im selben Ausmaß, mit derselben Aufmerksamkeit denn auch die klitzekleinen Dinge, die uns fröhlich machen?

 

In den vergangenen beiden Wochen haben wir uns für Sie auf die Suche gemacht: nach DEN KLEINEN DINGEN in unseren Häusern, die uns Tag für Tag EIN HÜPFENDES HERZ, EIN KLEINES LÄCHELN ODER EIN UNBESCHWERTES GEFÜHL bescheren. Nennen wir es einfach mal: das Nikolausstiefelgefühl. Hier eine Art Bestandsaufnahme …

 

Das Naheliegendste zuerst: Unser lebendiger ADVENTSKALENDER ist, logischerweise, am 1. Dezember gestartet. 23-mal wird im Foyer der Staatsoper an der Dammtorstraße gesungen, getanzt, musiziert, erzählt. 23 künstlerische Kostbarkeiten … SIE UND WIR GANZ NAH BEISAMMEN, bei Punsch und freiem Eintritt: Oper, Ballett, Orchester für Alle.

 

Und tatsächlich sind Sie und wir in diesen ersten Tagen, auf der Treppe zum Garderobenfoyer sitzend, schon ganz schön zusammengerückt, Klein wie Groß. Eine Gemeinschaft, FAST EIN ZUHAUSE, einige von Ihnen hatten sogar ihr eigenes Sitzkissen dabei. In einem Wort: WUNDERBAR. Denn vielleicht bedeutet gerade diese halbe Stunde ja das Dreiundzwanzigstel Ihrer Adventstage, das Ihnen die kleine Flucht aus dem Trubel ermöglicht, das kleine Stückchen Kultur, das Sie sich gönnen, vielleicht auch: DAS KLEINE ANDERSARTIGE, das Ihnen im Bekannten DIE TÜR ZU EINER UNBEKANNTEN WELT öffnet.

 

Wir freuen uns, wenn Sie Tag für Tag bei uns vorbeischauen, um sich DIESE BESONDERE HALBE STUNDE KUNST ALS KLEINE AUSZEIT zu nehmen, die Sie bei uns verbringen möchten. Und wenn Sie nach der Vorstellung den Impuls verspüren, etwas zurückzuschenken, bedanken wir uns im Namen der Deutschen Muskelschwundhilfe für jede noch so kleine Münze, mit Hilfe derer Großes bewirkt werden kann (sagen aber natürlich auch zur großen Spende nicht Nein).

 

Aus unseren Gesprächen wissen wir, dass nicht wenige von Ihnen unsere Repertoirestücke bereits zum dritten oder vierten Mal besuchen. WAS ABER TREIBT SIE AN? Was führt Sie dazu? Ist es nicht der Wunsch, im Vertrauten Kleinigkeiten wiederzuentdecken oder auch: neu zu entdecken?

 

Zum Beispiel die Zauberflöte in der Inszenierung von Jette Steckel, die in diesen Tagen ihre allerletzten Vorstellungen auf die Bühne bringt: Haben Sie beim ersten Mal noch mitgefiebert, ob die Königin der Nacht das dreigestrichene F hoch in den Schnürboden nagelt, freuen Sie sich vielleicht erst beim zweiten Mal über den kleinen Jungen, der genüsslich ein Eis leckt, UND BEIM DRITTEN MAL SINGEN SIE SCHON MIT …

 

Einer, der ebenfalls das Kleine im Großen entdeckt, ist unser langjähriges Opernensemble-Mitglied KARTAL KARAGEDIK. Der sympathische Bariton, den Sie aktuell in Hänsel und Gretel und demnächst auch in La traviata, Pique Dame und Madama Butterfly erleben können, war am 26. November zugleich Gast und Gastgeber bei unserem neuen Format Meet the Artists in der opera stabile. Ein lockerer Abend, der sich WIE EINE EINLADUNG UNTER FREUNDEN anfühlte. Und ebenso wie Kartal als Fotograf in seiner Bildserie HIATUS den einen, kleinen, stillen Moment im großen Lauten festhält, die Bewegung im kontemplativen Stillstand bannt, so hielt er uns auch in Atem mit den erzählerischen Nuancen in Schumanns Liedzyklus Dichterliebe.

 

Wenn Sie uns auf Instagram oder Facebook folgen, kennen Sie ihn schon: den nimmermüden Seitenblick, mit dem wir durch unsere Häuser streifen. Immer bedacht auf DAS BESONDERE IM ALLTÄGLICHEN. Nur zu, probieren Sie es aus. Lassen Sie Ihre Aufmerksamkeit in diesem Moment über den Kaffeetisch, durch die U-Bahn oder über den Weihnachtsmarkt schweifen und suchen Sie ihn: den einen kleinen Gegenstand, den kuriosen Moment oder DEN LEUCHTENDEN AUGENBLICK, der Ihnen das wohlige Wort „Wochenende“ entgegenruft. Und finden Sie es: IHR GANZ PERSÖNLICHES NIKOLAUSSTIEFELGEFÜHL.

 

Hamburg, 6. Dezember 2025

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