Produktionsfoto: Salome
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Monika Ritterhaus

Salome

Richard Strauss
Inszenierung von 2023
Salome, seit Kindheitstagen der Gewalt des Stiefvaters ausgesetzt, sucht in der Liebe zu Jochanaan einen Ausweg. Doch in einer dekadenten Gesellschaft finden ihre drangsalierte Psyche und morbiden Gedanken keinen Schutz. Der zweite für die Hamburgische Staatsoper entworfene Teil der Strauss-Trilogie von Dmitri Tcherniakov ist kompositorisch (1905) wie inszenatorisch (2023) ein zeitgenössisches, psychologisch ausgeleuchtetes Familiendrama mit bitterem Ende.

„Asmik Grigorian ist in Hamburg die perfekte Strauss-Heldin.“ Frankfurter Rundschau

Musikdrama in einem Akt
Komposition: Richard Strauss
Libretto: Richard Strauss nach dem gleichnamigen Schauspiel von Oscar Wilde in der Übersetzung von Hedwig Lachmann
  • 1905 9. Dezember, Uraufführung in der Königlichen Oper Dresden
  • 2023 29. Oktober, Premiere dieser Inszenierung an der Hamburgischen Staatsoper
  • 2025 Vortrag: „Fetisch Stimme: Die berühmtesten Salomen“ · Vortrag von Prof. Holger Noltze: 12. Oktober, 18:45 · Foyer 2. Rang

Das Stück

  • Spielstätte Staatsoper, Großes Haus
  • Dauer 105 Min
  • Altersempfehlung Ab 16 Jahren / Klasse 11
  • Sprache In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Salome, seit Kindheitstagen der Gewalt des Stiefvaters ausgesetzt, sucht in der Liebe zu Jochanaan einen Ausweg. Es wird anders kommen: der Untergang der drangsalierten und letztlich deformierten Psyche durch eine dekadente Gesellschaft, die das Individuum nicht schützt. Salome – der zweite für die Hamburgische Staatsoper entworfene Teil der Strauss-Trilogie von Dmitri Tcherniakov – ist in doppelter Analogie, sowohl der beiden Schwesternstücke Elektra und Salome, wie auch deren inszenatorischer Lesart, ein zeitgenössisches, psychologisch ausgeleuchtetes Familiendrama mit bitterem Ende. Strauss’ Musik gibt hier erst gar nicht vor, objektiv sein zu wollen. Vielmehr erspürt sie schonungslos die heftigen Störungen und morbiden Gedanken eines angegriffenen Geistes und macht sie hörbar.

Uraufgeführt wurde das Musikdrama am 9. Dezember 1905 in der Königlichen Oper Dresden. Die Hamburger Inszenierung feierte am 29. Oktober 2023 Premiere. Für ihre Partie der Salome wurde Asmik Grigorian mit dem Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2024 ausgezeichnet.
Rahmenprogramm

Mit FRAMING the REPERTOIRE beleuchten wir vergangene Inszenierungen als eigenständige Kunstform.

  • GUIDANCE: Diskutieren Sie mit jungen Expert:innen über Werk, Inszenierung und Relevanz – vor, während und nach jeder Vorstellung in den Foyers

  • Vortrag: „Fetisch Stimme: Die berühmtesten Salomen“ · Vortrag von Prof. Holger Noltze: 12. Oktober, 18:45 · Foyer 2. Rang

Pressestimmen

„Hier wird durch Musiktheater ein ungeheurer Sog entfesselt.“

NDR

 

„Für die Lust-Rache-Ekstasen des Schlussmonologs über das Geheimnis von Liebe und Tod fand [Asmik Grigorian] sinnlich-süße und schmerzhaft brennende Töne.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

„Jedes Gefühl, jede Regung vermittelt die Sopranistin nicht nur schauspielerisch eindringlich, sondern ebenso mittels stimmlicher Gestaltung. Die Stimme spielt mit. Jeder im Publikum spürt das, darf also auch innerlich mitfühlen, mitleiden, mitlieben, mitverzweifeln.“

Die Welt

 

„[Salome] steigert sich, keine kann das derzeit so grandios wie Grigorian, in einen Blut- und Sexrausch hinein, dessen psychischen Exzessen sie selbst erliegt. Exitus und Riesenjubel.“

Süddeutsche Zeitung

Über die Inszenierung

von Christopher Warmuth

Dmitri Tcherniakovs Regiehandschrift lebt von einem kompromisslosen Hyperrealismus, der in der Oper zwar nicht selten, aber selten so messerscharf ist. Sein Zugriff ist psychologisch präzise – äußerlich und innerlich, denn die Figuren sind bis ins Mikrodetail ausgearbeitet. Eine Inszenierung von Tcherniakov erreicht beinahe filmische Genauigkeit. Abstrakte Symbole weichen seiner Scharfzeichnung und einem dichten, genauen Spiel. Dabei bleibt es nicht bei reiner Abbildung von Wirklichkeit: Sein Ansatz legt innerhalb des von ihm ausgearbeiteten Naturalismus weitere Bedeutungsschichten frei.

Und so auch heute: Salome, seit Kindheitstagen der Gewalt ihres Stiefvaters ausgesetzt, sucht im Begehren zu Jochanaan einen Ausweg. Sie wird scheitern und auch er wird zugrunde gehen. Richard Strauss’ Musik wird nicht als objektive Beschreibung verstanden, sondern als akustisches Psychogramm eines angegriffenen Geistes. Sie macht die Störungen und morbiden Gedanken hörbar und zwingt das Publikum, in die hässlichen Wahrheiten dieser Geschichte hineinzusehen. 

Wir befinden uns in einer luxuriösen Altbauwohnung, die zur Bühne einer wohlstands­verwahrlosten, durch Reichtum verwilderten Familie wird. Die Gesellschaft, bei der wir zu Gast sind, schützt das Individuum nicht. Es ist eine bürgerliche Szenerie, die ihre Brutalität hinter Geld und Kultur tarnt. In den Vitrinen stehen keine Bücher, sondern Büsten – der abgeschlagene Kopf als Souvenir, als Zeichen einer Dekadenz, die Gewalt ästhetisiert und einzelne Menschen Stück für Stück vernichtet. Jochanaan – dem es auf Werkebene buchstäblich durch Salome an den Kragen gehen soll – ist hier kein entrückter Prophet hinter Mauern, sondern dauerhaft anwesend. Er ist ein politisch-intellektueller Gast, der meist mit dem Rücken zum Publikum sitzt und denselben Blickwinkel teilt wie die Zuschauer:innen. Er, der in anderen Inszenierungen oft abwesend bleibt, ist immer präsent.

Das Unsichtbare wird so sichtbar gemacht, die strukturelle Gewalt, die sonst ungreifbar bleibt, wird schonungslos offengelegt. Tcherniakov schält die Oper von aller Patina frei und katapultiert die Beweggründe seiner Heldin mit all ihrem mensch-lichen Licht und Dunkel ins Hier und Jetzt. 

So wird das Publikum gezwungen, die Komplexität und das Verstörende in Salome in jeder Aufführung unmittelbar in der Gegenwart zu erfahren.

In der aktuellen Spielzeit ist an der Staatsoper Hamburg die komplette Strauss-Trilogie zu erleben, die Tcherniakov eigens für das Haus entwickelt hat: Elektra feierte im November 2021 Premiere, Salome folgte im Oktober 2023 und Ariadne auf Naxos im Januar 2025.

Salome

Richard Strauss

  • Dauer 105 Min
  • Altersempfehlung Ab 16 Jahren / Klasse 11
  • Sprache In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

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