Omer Meir Wellber
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Hilde Van Mas

2. Blaues Konzert

Metamorphosen
Metamorphose, das heißt: Formveränderung, Gestaltwechsel. Das 2. BLAUE KONZERT kreist um Benjamin Brittens Six Metamorphoses after Ovid sowie Daniela Huertas Elektronische Klang-Metamorphosen als Live-Antwort darauf. Menschen verwandeln sich in Tiere, Oboentöne gehen in verfremdeten musikalischen Welten auf. In Henry Purcells Fantasias for Strings und Brittens Phantasy Quartet schließlich werden Fantasien zu klingender Wirklichkeit.

Programm

Daniela Huerta

  • Elektronische Klang-Metamorphosen

Benjamin Britten

  • „Six Metamorphoses after Ovid“
    für Solo-Oboe, op. 49

Henry Purcell

  • Fantasia Nr. 6 in F-Dur, Z. 737
    Fantasia Nr. 1 in d-moll, Z. 732

Benjamin Britten

  • „Phantasy Quartet“
    für Oboe und Streichtrio, op. 2

Henry Purcell

  • Fantasia Nr. 2 in F-Dur, Z. 733
    Fantasia Nr. 8 in d-moll, Z. 739

Das Konzert

  • Spielstätte Elbphilharmonie, Kleiner Saal
  • Dauer 90 Min
Ab dieser Saison gibt es einen neuen farbenreichen Akzent im Programm des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg: DIE BLAUE WOCHE. Das Festival löst die früheren Akademiekonzerte ab und verbindet einerseits einzigartige Werke und Programme und zeigt andererseits die besonderen Qualitäten unserer Orchestermusiker:innen. In der ersten Ausgabe machen sie Metamorphosen aller Art hörbar – so verwandeln sich in diesem Konzert auf musikalische Weise Menschen zu Tieren, Oboentöne zu verfremdeten Klangwelten und Fantasien in klingende Wirklichkeit.
Dossier
ICH BIN FASZINIERT VON KÖRPERN, DIE SICH IN NEUE FORMEN VERWANDELN.

Veränderung durchdringt alles – unvermeidlich und unaufhörlich. Nichts verschwindet wirklich, es verändert nur seine Form.

Jede Geschichte in Ovids Metamorphosen dreht sich um Verwandlung: Menschen werden zu Tieren, Bergen, Sternen, Flüssen oder sogar zu Göttern. Veränderung offenbart sich als Essenz der Existenz, geboren aus Liebe, Rache, Strafe oder Schicksal. Mit Ironie, Witz und scharfsinniger psychologischer Einsicht haucht Ovid Göttern und Sterblichen gleichermaßen Leben ein und legt ihre Wünsche, Schwächen und verborgenen Ängste offen. Göttliche Ekstase und Irrationalität lodern mit erschreckender Kraft auf, wenn Schicksal, menschliches Versagen und göttlicher Wille aufeinanderprallen.

Die Natur selbst pulsiert vor Leben: ein unaufhörlich weinendes Denkmal der Trauer, mit Gewässern, die vor Angst und der Trunkenheit der Selbstbesessenheit zittern, und menschlichen Stimmen, die sich in rituellen Gesängen auflösen – verwandelt in Freude, in Sehnsucht, in Wahnsinn, in die Gegenwart des Göttlichen.

Meine klangliche Interpretation versucht, diese wechselnden Zustände widerzuspiegeln, indem sie sich dem Tragischen und dem Schattenhaften, aber auch der Schönheit zuwendet. Durch Klang und Textur geht eine Form in die andere über, und die Musik selbst durchläuft eine Metamorphose – sie wird gleichzeitig Klage, Geist und Andersartigkeit.

DANIELA HUERTA

Gemälde von Friederike Latzko
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Friederike Latzko

I. PAN
who played upon the reed pipe which was Syrinx, his beloved.

II. PHAETON
who rode upon the chariot of the sun for one day and was hurled into the river Padus by a thunderbolt.

III. NIOBE
who, lamenting the death of her fourteen children, was turned into a mountain.

IV. BACCHUS
at whose feasts is heard the noise of gaggling women‘s tattling tongues and shouting out of boys.

V. NARCISSUS
who fell in love with his own image and became a flower.

VI. ARETHUSA 
who, flying from the love of Alpheus the river god, was turned into a fountain.

I. PAN
der auf der Flöte spielte, die Syrinx, seine Geliebte, war.

II. PHAETON 
der einen Tag lang auf dem Sonnenwagen fuhr 
und von einem Blitz in den Fluss Padus geschleudert wurde.

III. NIOBE
die, um den Tod ihrer vierzehn Kinder trauernd, in einen
Berg verwandelt wurde.

IV. BACCHUS
bei dessen Festen man den Lärm der schnatternden und
plaudernden Frauen und das Geschrei der Jungen hört

V. NARCISSUS
der sich in sein eigenes Bild verliebte und zu einer Blume wurde.

VI. ARETHUSA 
die, auf der Flucht vor der Liebe des Flussgottes Alpheus, in
eine Quelle verwandelt wurde.

„…that mixture of clarity, brilliance, tenderness and strangeness which shines out in all Purcell’s music.“

BENJAMIN BRITTEN

Britten bewunderte Purcell sehr, sah in ihm ein Vorbild für den Umgang mit Stimmführung und verstand sich als Fortsetzer einer englischen Tradition. Er hat Purcells Musik auch mit Freude selbst gespielt, wie eine Aufnahme aus dem Jahr 1946 bezeugt, – in der er als zweite Viola gemeinsam mit dem Zorian Quartet die „Fantasia Upon One Note“ spielt.

METAMORPHOSE

[metamɔrˈfoːzə]  Metamorphose, die 

HERKUNFT

lateinisch metamorphosis  
< altgriechisch μεταμόρφωσις metamórphosis, von: metá = um- und morphḗ = Gestalt

 

SYNONYME

Formveränderung, Gestaltwechsel, Umbildung, Umformung

 

BEDEUTUNGEN

I.
Umgestaltung, Verwandlung (bildungssprachlich) „eine Metamorphose durchmachen“

II.
Entwicklung vom Ei zum geschlechtsreifen Tier über selbstständige Larvenstadien (Zoologie)

III.
Umbildung der Grundform eines pflanzlichen Organs zu einem Organ mit besonderer Funktion im Verlauf der Stammesgeschichte (Botanik)

IV. 
Umwandlung und Umformung eines Gesteins in ein anderes als Folge einer Veränderung von Druck und Temperatur, denen das Gestein ausgesetzt ist (Geologie)

V.
Verwandlung eines Menschen in Tier, Pflanze, Quelle, Stein o. Ä. (Mythologie, Dichtung)

VI.
Veränderungen eines Themas in seiner Grundform im Unterschied zur Variation eines vorgegebenen Themas (Musik)

2. Blaues Konzert

Metamorphosen

  • Dauer 90 Min

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