Olga Neuwirth

Olga Neuwirth, geboren in Graz, studierte Komposition am San Francisco Conservatory of Music und Malerei und Film am San Francisco Art College sowie Komposition und Elektroakustik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien und am IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) in Paris bei Tristan Murail. Wesentliche Anregungen für ihr künstlerisches Schaffen erhielt sie u. a. durch Begegnungen mit Adriana Hölszky, Tristan Murail und Luigi Nono. Seit 2021 ist Olga Neuwirth Kompositionsprofessorin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Die Komposition der Mini-Opern Körperliche Veränderungen und Der Wald 1989/1990 markierte den Beginn einer engen Zusammenarbeit mit Elfriede Jelinek. Weitere gemeinsame Projekte der beiden waren u. a. das Oratorium Aufenthalt (1995), das Ensemblewerk Elfi und Andi (1997), das Hörstück Todesraten (1997), die Multimedia-Opern Bählamms Fest (1998/1999) nach Leonora Carrington und Lost Highway (2002/2003), basierend auf dem Film von David Lynch, Der Tod und das Mädchen II (2000), sowie in Olga Neuwirths Film Die Schöpfung (2010).

Olga Neuwirth komponierte u. a. The Outcast (2010-2011) und Le Encantadas o le avventure nel mare della meraviglie (2014), beide nach Herman Melville, American Lulu (2006/2011) nach Alban Berg und das Auftragswerk für die Wiener Staatsoper Orlando (2014/2018) nach Virginia Woolf, das vom Magazin Opernwelt als Uraufführung des Jahres 2019 ausgezeichnet wurde und den Grawemeyer Award gewann. Weitere Werke sind u. a. !?dialogues suffisants!? (1991/92) für Cello, Schlagwerk und 9 Video-Monitore, Hommage à Klaus Nomi (1998/2006), incidendo/fluido (2000) für Klavier solo und Sample, Kloing! (2008) für verstimmtes selbstspielendes Klavier und Live-Pianist, locus...doublure...solus (2001) für Klavier, verstimmtes elektrisches Klavier und Ensemble, … miramondo multiplo … (2006), Trompetenkonzert für Håkan Hardenberger, Remnants of Songs – an Amphigory (2009), Violakonzert für Antoine Tamestit, und Aello – Ballet mécanomorphe (2018), für Flöte und Ensemble für Claire Chase. Weiters u. a. Clinamen / Nodus (2000), uraufgeführt vom London Symphony Orchestra unter Pierre Boulez, Masaot/Clocks without Hands (2014), das von den Wiener Philharmonikern unter Daniel Harding uraufgeführt wurde, und Keyframes for a Hippogriff (2019/20), für Andrew Watts, uraufgeführt von den Berliner Philharmonikern unter Jakub Hrůša 2021 und zur US-Erstaufführung gebracht vom New York Philharmonic unter Thomas Søndergård 2024. 2007 war Olga Neuwirth an der documenta in Kassel mit einer Klanginstallation und einem Film präsent. Zahlreiche Ausstellungen in Galerien.

Olga Neuwirth ist Preisträgerin einer Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen: u. a. der Ernst-Krenek-Preis (2000), der Förderpreis Ernst von Siemens Stiftung (1999), der Große Österreichische Staatspreis für Musik (2010) und der Opus Klassik (2021) für die Musik zum Stummfilm Stadt ohne Juden. 2019 bekam sie das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen, 2020 den Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik, 2021 den Wolf Prize for Music, 2022 den Grawemeyer Award für Orlando und den Ernst von Siemens Musikpreis sowie 2025 die Ehrendoktorwürde der Kunstuniversität Graz. Im Februar 2026 wird ihr Klarinettenkonzert Zones of Blue mit Jörg Widman und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Simon Rattle uraufgeführt. Beim Eröffnungskonzert und der Intendanzeröffnung von Tobias Kratzer in der Spielzeit 2025/26 an der Hamburgischen Staatsoper war ihre Orchesterkomposition Dreydl (2021) zu hören. Einen zentralen Höhepunkt der Spielzeit in Hamburg markiert die Uraufführung des von ihr als Grand Guignol Opéra bezeichneten Werks Monster’s Paradise (Komposition: Olga Neuwirth, Libretto: Elfriede Jelinek und Olga Neuwirth, nach einer Idee von Olga Neuwirth). (Stand 12/2025)