Ein brillanter Musiker

Zum Tode Christoph von Dohnányis
Porträt: Christoph von Dohnányi
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Marcy Nighswande

Die Hamburgische Staatsoper trauert um Christoph von Dohnányi, der unser Haus in den Jahren 1977 bis 1984 als Intendant und Generalmusikdirektor in entscheidender Weise geprägt und künstlerisch neu ausgerichtet hat. Mit ihm verliert die Welt der Musik eine herausragende Künstlerpersönlichkeit von internationalem Rang, deren innovatives Wirken von großer Bedeutung und deren Haltung, Anspruch und Leidenschaft für das Musiktheater unvergessen bleiben.

Bereits in seinen frühen Jahren an der Oper Frankfurt erwarb Christoph von Dohnányi den Ruf, ein engagierter Erneuerer des Musiktheaters zu sein – einer, der Tradition ernst nahm, diese aber konsequent mit zeitgenössischen Ausdrucksformen kombinierte. Verbunden mit analytischer Schärfe, großer Sachlichkeit und kompromissloser Präzision prägte dies sein gesamtes Wirken und führte ihn 1977 an die Spitze der Hamburgischen Staatsoper. Dort setzte er programmatische Akzente, die das Renommee des Hauses nachhaltig stärkten: Christoph von Dohnányi öffnete den Spielplan für avantgardistische Regiehandschriften und stellte sie bewusst in einen Dialog mit klassischen Interpretationen; er verstand die Oper nicht als repräsentatives Beiwerk, sondern als unverzichtbares geistiges Zentrum der Stadt.

Porträt: Christoph von Dohnányi
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Gert von Bassewitz
Porträt: Christoph von Dohnányi
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Gert von Bassewitz
Porträt: Christoph von Dohnányi
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du Vinage
Porträt: Christoph von Dohnányi
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du Vinage

Christoph von Dohnányi, der unser Haus von 1977 bis 1984 als Intendant und GMD prägte, war ein Mensch mit klarer politischer Haltung, ein Theaterleiter so streitbar wie zukunftsoffen – und ein brillanter Musiker! In einem Wort: ein Glücksfall für das künstlerische Profil der Staatsoper wie auch für ihr gesellschaftliches Renommee. Ich hatte nie das Glück ihn persönlich kennenzulernen, aber die große Freude ihn Opernaufführungen in Salzburg und Zürich dirigieren zu  hören. Musiktheater war für von Dohnányi nie allein repräsentatives Beiwerk einer Stadtgesellschaft, sondern mit deren „raison d'être“. Im Namen aller unserer Mitarbeitenden möchte ich Christoph von Dohnányis Angehörigen unser Beileid aussprechen. Wenn wir hier in gut zwei Wochen ein neues Kapitel in der Geschichte der Hamburgischen Staatsoper beginnen, so sind uns seine Haltung und sein Anspruch Vorbild und Verpflichtung.


Tobias Kratzer
Intendant der Staatsoper Hamburg

Mit großer Traurigkeit nehmen wir Abschied von einem herausragenden Künstler, dessen Schaffen und institutionelles Engagement dieses Haus entscheidend mitgeprägt haben. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an sein unglaubliches Konzert mit dem Philharmonia Orchestra in London, das ich als junger Student besucht habe. Es sind Persönlichkeiten wie Christoph von Dohnányi, die durch ihre Hingabe und Vision die Grundlagen schaffen, auf denen wir als kommende Generationen künstlerisch weiterarbeiten können. Die Staatsoper Hamburg wäre ohne ihn nicht das, was sie heute ist. Mein herzliches Beileid gilt seiner Familie, seinen Freunden sowie all jenen, die er über Jahrzehnte hinweg durch seine Kunst inspiriert und berührt hat.


Omer Meir Wellber
Generalmusikdirektor der Staatsoper Hamburg und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
 

Hamburg, 8. September 2025