Production photo: Falstaff
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Bildrechte über Hamburgische Staatsoper

Falstaff

Giuseppe Verdi
Production from 2020
Sir John Falstaff is an anarchist who obeys only the reign of his own enjoyment, an egoist who feeds only his power-hunger and his own flesh, and who would prefer to raze the small-minded morals of his contemporaries like the walls of a fortress – by seducing two women at the same time...

„Regisseur Calixto Bieito blickt mit seiner Falstaff-Inszenierung in die Abgründe der modernen Gesellschaft.“ concerti

Commedia lirica in three acts
Composition: Giuseppe Verdi
Libretto: Arrigo Boito, based on the comedy The Merry Wives of Windsor and passages from the drama King Henry IV by William Shakespeare
  • 1893 9 February, premiere at the Teatro alla Scala in Milan
  • 2020 19 January, premiere at the Hamburg State Opera
  • 2025 „Die Welt da draußen: Jeder Körper hat Respekt verdient!“ · Christopher Warmuth spricht mit Autorin Julia Kremer: 15. Oktober, 18:45 · Foyer 2. Rang

Cast

The Production

  • Venue Main Stage
  • Duration 150 m
  • Break After the II. Act
  • Age recommendation Ab 14 Jahren / Klasse 9
  • Language In Italian with German and English surtitles
Sir John Falstaff is an anarchist who obeys only the reign of his own enjoyment, an egoist who feeds only his power-hunger and his own flesh, and who would prefer to raze the small-minded morals of his contemporaries like the walls of a fortress – by seducing two women at the same time. Needless to say, his plan is thwarted, but those trying to expose him also fail to emerge unruffled from the confusion they unleash around him – which only the audience can keep track of, barely. “Tutto nel mondo è burla,” but these jokes are only funny because falling into the abyss actually does pose quite a serious risk. Arrigo Boito, the librettist of “Otello”, distilled a sophisticated, ingenious libretto from Shakespeare’s original, driving Verdi to highly complex compositional heights.
Supporting Program
  • „Die Welt da draußen: Jeder Körper hat Respekt verdient!“ · Christopher Warmuth spricht mit Autorin Julia Kremer: 15. Oktober, 18:45 · Foyer 2. Rang

Pressestimmen

„Regisseur Calixto Bieito blickt mit seiner Falstaff-Inszenierung in die Abgründe der modernen Gesellschaft.“

Concerti

„Die Staatsoper Hamburg hat wieder einmal den Mut bewiesen, ausgetretene Interpretationspfade zu verlassen. So wird Oper spannend. Diese Inszenierung regt zum Denken an.“

Klassik.com

Über die Inszenierung

von Dr. Judith Wiemers

Mit seiner letzten Oper Falstaff wagt sich Altmeister Giuseppe Verdi 1893 nach seinem frühen Misserfolg Un giorno di regno noch einmal an eine Komödie. Er kreiert ein Werk voll musikalischer Verve, das hinter der Fassade des sprudelnden Lustspiels zu einer Reflexion über Moral und Unmoral auffordert. Auf diesen doppelten Böden der Oper bewegt sich der spanische Regisseur Calixto Bieito in seiner für die Staatsoper Hamburg im Jahr 2020 entstandenen Inszenierung spielerisch. Der 1963 geborene Bieito macht seit über 25 Jahren mit Arbeiten, die in ihrer visuellen Konkretion den Finger in gesellschaftliche Wunden legen, Furore. Während er in früheren Produktionen mit expliziten Darstellungen etwa von Prostitution oder institutioneller Gewalt emotionale Reaktionen des Publikums provozierte, lässt er sich – dem Komponisten nicht ungleich – in Falstaff auf ein Experiment mit Konventionen des für ihn untypischen Genres ein. 

So zeichnet er den Protagonisten in aller Konsequenz als komödiantische Figur, die als alternder Hedonist aneckt und anekelt. Über die Freiheit szenischer Improvisation verweigert sich dieser Falstaff einer Einordnung sowohl in strenge Gattungsformen als auch gesellschaftliche Systeme. Er lebt verschwenderisch und nur nach den Regeln der Sinnlichkeit, frönt Genüssen und nimmt sich, so viel er kriegen kann. Im Versuch, gleich mehrere Frauen gleichzeitig zu verführen, scheitert er nicht nur krachend, sondern wird die Konsequenzen seiner Verwegenheit über den gesamten Opernabend zu spüren bekommen. Die Adressatinnen seiner Avancen verwickeln ihn in ein Verwirrspiel, vergnügen sich, ihn nach allen Regeln der Kunst zu demütigen, und lassen im Reigen der Rachetaten die Grenzen zwischen Opfer und Täter verschwimmen. Ausgehend von Shakespeares Dramen The Merry Wives of Windsor und Henry IV, destilliert Librettist Arrigo Boito sowohl die humo- ristischen als auch die tragischen Begegnungen Falstaffs mit der Dominanzgesellschaft heraus und liefert der szenischen Interpretation zahlreiche Vorlagen für Situationskomik und bitterböse Sozialkritik. Bieito seinerseits portraitiert und persifliert in der Figurenführung den Kontroll- und Leistungszwang unserer spätkapitalistischen Gesellschaft, in der ein  nur scheinbarer Individualismus überspannt ist von Normen, Klassendenken und spießbürgerlicher Grausamkeit. Wer nicht ins Körperbild passt oder keinen von Selbstdisziplin gegeißelten Lebenswandel führt, wird schonungslos verstoßen. Und so taumelt der Lebens- und Liebeshungrige als sozialer Außenseiter durch die Geschichte, eingebettet in ebenso verführerische wie abstoßende Tableaus,  die die Titelfigur – austernschlürfend und sekttrinkend – in die Extreme menschlicher Zustände treiben. 

Falstaff

Giuseppe Verdi

  • Duration 150 m
  • Break After the II. Act
  • Age recommendation Ab 14 Jahren / Klasse 9
  • Language In Italian with German and English surtitles

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